Umfrage: Welche Infrastruktur brauchen Cargobikes?

Die Hochschule Darmstadt führt eine Online-Umfrage zur Cargobike-Nutzung durch. Ziel sind Infrastrukturempfehlungen für Cargobikes. Prof. Axel Wolfermann im Interview mit cargobike.jetzt.

Hohe Bordsteine, schmale Radwege und Drängelgitter nerven auf dem Cargobike ganz besonders. Die Befragung zu Nutzungs-, Mobilitäts- und Routenwahlverhalten mit dem Lastenrad will es nun genau wissen wie Cargobike-kompatible Infrastruktur aussehen müsste. Die Online-Umfrage richtet sich primär – aber nicht nur – an private Cargobike-Nutzer*innen. Bitte zahlreich teilnehmen!

Bereits die Arbeiten von Luise Braun (TU Berlin) und Gregor Gaffga (TU Dresden) haben sich wissenschaftlich mit Infrastrukturanforderungen von Cargobikes bzw. Dreirädern beschäftigt. Mit dem Projekt Gestaltungsempfehlung für die Radinfrastruktur von Lastenrädern der Hochschule Darmstadt wird nun erstmals im Auftrag eines Bundeslandes Cargobike-Infrastruktur erforscht. Projektleiter Prof.  Axel Wolfermann vom Institut für Bauingenieurwesen der Hochschule Darmstadt erklärt das Projekt im Interview mit cargobike.jetzt.

cargobike.jetzt: Wie kam es zu Ihrem aktuellen Forschungsprojekt „Gestaltungsempfehlung für die Radinfrastruktur von Lastenrädern“?

Axel Wolfermann: In Darmstadt sind (private) Cargobikes selbst im Winter bereits omnipräsent. Und auch die Diskussion über City-Logistik mit Cargobikes hat die Darmstädter Politik erreicht. Andererseits ist die vorhandene Radinfrastruktur mangelhaft und speziell Cargobikes sind noch ein ziemlich weißer Fleck auf der Regelwerkskarte, nach der die Radverkehrsinfrastruktur geplant wird. Als Hochschule Darmstadt haben wir uns deswegen 2018 um Forschungsgelder im Rahmen der hessischen Nahmobilitätsstrategie beworben und das Projekt „Gestaltungsempfehlung für die Radinfrastruktur von Lastenrädern“ bewilligt bekommen.

cargobike.jetzt: Wieso richtet sich Ihre Umfrage vorwiegend an private Nutzer*innen von Cargobikes?

Axel Wolfermann: Zu Cargobikes im Wirtschaftsverkehr gibt es bereits diverse Forschungsprojekte. Weniger erforscht ist bisher die private Nutzung, obleich auch hier große Potentiale liegen. Außerdem wollten wir einen Schwerpunkte setzen, um möglichst schnell Erkenntnisse über die wichtigsten Infrastruktur-Hemmnisse der Cargobike-Nutzung liefern zu können. Die Nutzer*innen-Befragung ist dabei ein zentraler Baustein des Projekts. Aber nicht der einzige. Wir durchforsten auch das bestehende Regelwerk aus Bauordnungen, Stellplatzsatzungen und sonstigen Grundlagen für die Verkehrsplanung, tragen die Geometrien von Cargobikes zusammen, werten Videobeobachtungen aus und laden zu Experten-Workshops ein.

cargobike.jetzt: Welchen Effekt erhoffen Sie sich von den Ergebnissen des Forschungsprojekts?

Axel Wolfermann: Primär geht es darum, Empfehlungen für das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen zu erarbeiten. Modellprojekte sind nicht Teil des Projekts. Es ist aber klar, dass das Projekt für uns – und ich gehe davon aus auch für das Ministerium – keine akademische Übung sein soll. Wenn das Forschungsprojekt in ein Pilotprojekt mit einer Kommune zu Cargobike-Infrastruktur mündet dann wäre das großartig! Und je stärker die Beteiligung an unserer Nutzer*innen-Befragung, desto besser können wir natürlich für die Notwendigkeit eines Modellprojekts für angemessene Cargobike-Infrastruktur argumentieren. Dieses Jahr ist auch ein guter Zeitpunkt, unserer Ergebnisse in die Diskussion über die Neuauflage der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) einzubringen.

-> Hier an der Umfrage teilnehmen <-

Zur Person: Axel Wolfermann ist Professor am Fachbereich für Bauingenieurwesen der Hochschule Darmstadt. Er leitet das Projekt „Gestaltungsempfehlung für die Radinfrastruktur von Lastenrädern“ und ist engagiert in der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) und der World Conference on Transport Research Society (WCTRS).


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