Lastenrad-Aktivistin im Bundestag: Interview mit Swantje Michaelsen

Foto: Velogold / Hannah Lastenrad

Swantje Michaelsen hat das Sharing-Angebot „Hannah – Lastenräder für Hannover“ groß gemacht. Jetzt ist sie grüne Bundestagsabgeordnete.

Für die Verkehrswende ist der Ampel-Koalitionsvertrag vorerst eine Enttäuschung. Auch die im Wahlkampf heiß diskutierte grüne Forderung nach einer Kaufprämie für private Lastenräder fehlt.

Um so wichtiger, dass im neuen Bundestag eine engagierte Lastenrad-Aktivistin aus dem bundesweiten Forum Freie Lastenräder sitzt: Swantje Michaelsen hat bisher für den ADFC-Hannover gearbeitet und ist jetzt grüne Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Verkehrsausschuss. Glückwunsch Swantje, einen guten Start und Danke für das kurze Interview!


cargobike.jetzt: Profitieren von einer Kaufprämie für private Lastenräder nur besserverdienende Anhänger der Grünen?

Swantje Michaelsen: Eine bundesweite Kaufprämie auch für private Lastenrädern kostet – wenn man sich den Verkehrshaushalt insgesamt ansieht – vergleichsweise wenig. Wir würden damit aber viele Menschen auf die Idee bringen, sich ein Lastenrad anzuschaffen und für mehr Alltagswege das Fahrrad zu nutzen. Interessanterweise kommt Kritik an einer Lastenradprämie oft auch von Befürworter*innen der Kaufprämie für E-Autos. Jede*r müsse sich ja ein Auto leisten können …

Aber was stimmt: Eine Kaufprämie von beispielsweise 25 Prozent für ein 3.000 bis 5.000 Euro teures E-Lastenrad nutzt denen nichts, die sich die restlichen 75 Prozent nicht leisten können oder wollen. Deshalb bin ich eine große Freundin von Leih- und Sharing-Angeboten für Lastenräder. Als Initiatorin von „Hannah – Lastenräder für Hannover!“ habe ich in den letzten Jahren selbst erlebt, wie erfolgreich ein solches Angebot ganz unterschiedlichen Menschen Zugang zu Lastenrädern verschafft. Deshalb bin ich unbedingt dafür, Fördergelder für Lastenrad Sharing-Angebote zur Verfügung zu stellen.

Wir sind Bundestag! Bundesweites Treffen der freien Lastenrad-Initiativen im Februar 2019 in Augsburg u.a. mit Swantje Michaelsen. Foto: Steffen Schmidt

Nun ist der Koalitionsvertrag beim Thema Radverkehr mit vier Zeilen sehr knapp geraten und die Grünen haben der FDP das Verkehrsministerium überlassen. Wie stehen die Aussichten für eine engagierte Cargobike-Förderung durch die neue Bundesregierung?

Laut Koalitionsvertrag muss ausdrücklich auch der Verkehrsbereich dazu beitragen, Emissionen zu senken, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Ich weiß, dass Lastenräder dazu einen Beitrag leisten können und werde mich dafür einsetzen, dass sie richtig gefördert werden. Dazu gehören Kaufprämien ebenso wie gute Konzepte für Sharing-Angebote und natürlich eine gute Infrastruktur – es ist viel zu tun.

Hast Du schon ein Dienst-Lastenrad in Berlin?

Ein Dienstlastenrad habe ich (noch?) nicht. Ich bin momentan in Berlin immer mit einem Leihrad von Nextbike unterwegs. Zu Hause fahre ich ein einspuriges Lastenrad von Bakfiets.nl mit viel Platz für Kinder, Einkäufe und anderes Zeugs. Da ich in Berlin nicht mit Kindern unterwegs bin, könnte ein Dienstlastenrad ruhig kleiner sein. Ich liebäugle schon lange mit einem [….]* oder einem […]*.


* Keine Schleichwerbung auf cargobike.jetzt 🙂 Die beiden Modelle, mit denen Swantje liebäugelt befinden sich aber neben vielen anderen in unserem Marktüberblick.

cargobike.jetzt-Selfie mit Swantje Michaelsen auf Dienstfahrt in Hannover.

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung des Projektes CityChangerCargoBike. Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 769086 finanziert.


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