Verkehrsminister Scheuer will 20 Prozent Lieferverkehr auf Cargobikes

Acht Leitziele der Radverkehrsförderung hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) verkündet. Darunter die Förderung von Lieferverkehr mit Cargobikes.

Beim Nationalen Radverkehrskongress in Dresden erklärte Scheuer am 13. Mai:

Ich bin Verkehrsminister und damit auch der Fahrradminister. Ich werde den Radverkehr in den nächsten Jahren deshalb deutlich stärken.

Über eine Beteiligungsplattform sollen vom Minister vorgegebene Leitziele der Radverkehrsförderung bis zum 30. Juni 2019 von allen Interessierten „priorisiert und mit eigenen Ideen unterfüttert werden“. Das dritte von acht Leitzielen lautet:

Ziel 3: Urbaner Lastenverkehr wird Radverkehr
Experten schätzen, dass 20 Prozent des Lieferverkehrs per Rad abgewickelt werden kann. Das sollte unser Ziel sein. Das heißt z.B. Platz für Lastenräder. Die Kommunen können aber auch Verteilzentren einrichten, von denen aus die letzte Meile zum Kunden per Lastenfahrrad gefahren wird.

So weit so gut. Jetzt kommt es nur noch auf die Umsetzung an!

Bereits im Dezember 2015 wurde die Förderung von Cargobikes in dem vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) betreuten Aktionsplan Güterverkehr und Logistik der Bundesregierung angekündigt:

Das BMVI unterstützt weiterhin die Länder und Kommunen, gute Beispiele zur Entwicklung innovativer Logistikkonzepte und Lösungen für den Güterverkehr auf ‚der letzten Meile‘ zu finden. Darüber hinaus sollen die stärkere Verbreitung elektrischer Lieferfahrzeuge und Lastenfahrräder sowie eine entsprechende Anpassung urbaner Logistikkonzepte mit einer verbesserten kommunalen Verkehrsplanung unterstützt werden.

Die damalige BMVI Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) 2016 bei der Vorstellung der DLR-Studie WiV-Rad im Bundesverkehrsministerium.

Hervorgetan mit konkreter Förderung von Cargobikes in der urbanen Logistik hat sich bisher vor allem das Bundesumweltministerium. Zum Beispiel durch das Modellprojekt KoMoDo in Berlin und die bundesweite Kaufprämie für Schwerlasträder.

Das BMVI hatte bereits 2016 die beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Auftrag gegebene Studie WiV-Rad zum Potential von Fahrrädern im Wirtschaftsverkehr vorgestellt. Im Pressestatement der damaligen BMVI-Staatssekretärin und Beauftragten der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik hieß es damals:

Mit den heutigen Lastenrädern können nicht nur Lieferverkehre ausgeführt, sondern auch Pakete und andere Güter transportiert werden. […] Das Bundesverkehrsministerium wird deshalb auf Basis der DLR-Studie eine Hilfestellung mit Best-Practice-Beispielen zusammenstellen und interessierten Unternehmen und Kommunen zur Verfügung stellen.

Bisher ist eine solche BMVI-Hilfestellung für Unternehmen und Kommunen jedoch nicht erschienen. Das jetzt vom Minister in Dresden verkündeten Ziel von 20 Prozent Lieferverkehr auf Cargobikes orientiert sich aber offensichtlich an den in der DLR-Studie berechneten Potentialen.

Im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans 2020 fördert das BMVI auch das Projekt Lastenraddepot der Universität Magdeburg, das einen Leitfaden zur verkehrsgerechten Implementierung von Innenstadtdepots für die urbane Logistik mit Cargobikes erstellen soll. Ob dessen Ergebnisse auch Eingang finden in das Innovationsprogramm Logistik 2030 der Bundesregierung?

Ende Februar 2019 stellte BMVI-Staatssekretär Steffen Bilger  bei der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik elf Handlungsfelder des Innovationsprogramms vor. Im Handlungsfeld „letzte Meile“ fehlen die von Minister Scheuer angestrebten 20 Prozent Lieferverkehr mit Cargobikes:

Emissionen in den Städten reduzieren, E-Mobilität und Ladesäulen-Infrastruktur vorantreiben, Anwendung von Drohnen und autonomen Fahren.

Ein neuer Akteur, der die Welten zwischen Radverkehrsförderung und Logistikplänen überbrücken will ist der Radlogistik Verband Deutschland (RLVD).

2018 haben sich im RLVD Pioniere der Logistik mit Cargobikes als deutsche Sektion der European Cycle Logistics Federation zusammengeschlossen. Mit Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz lädt der RLVD am 24.-26. Oktober zur 1. Nationalen Radlogistik-Konferenz nach Berlin.


Editorische Notiz:

cargobike.jetzt ist Mitglied im Beirat des erwähnten Projekts Lastenraddepot der Universität Magdeburg und gehört als RLVD-Fachvorstand zum Organisationsteam der 1. Nationalen Radlogistik-Konferenz.


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