ZIV-Marktdaten 2020: Über 100.000 Cargobike-Verkäufe in Deutschland

foto lastenrad verkäufe deutschland

Der Zweirad-Industrie-Verband hat heute Daten zum deutschen Fahrradmarkt 2020 vorgestellt. Verkäufe von E-Lastenrädern stiegen demnach um über 40 Prozent.

In absoluten Zahlen stieg der geschätzte Absatz von E-Lastenrädern in der ZIV Schätzung von 54.400 im Jahr 2019 auf 78.000 im Jahr 2020. Das sind wie im Vorjahr vier Prozent aller verkauften E-Bikes in Deutschland. E-Lastenräder wachsen also im selben Maße wie der boomende E-Bike-Markt insgesamt: um stolze 43 Prozent.

Bei unmotorisierten Lastenrädern lag das Wachstum niedriger: Hier stiegen die geschätzten Verkäufe von 21.150 auf 25.200. Das sind weiterhin 0,5 Prozent aller Fahrradverkäufe in Deutschland, die 2020 insgesamt um 17 Prozent auf 5,04 Million zulegten.

Cargobikes mit und ohne E zusammen knacken mit 103.200 Verkäufen 2020 erstmalig die 100.000-Marke. Über drei Viertel davon waren Modelle mit E-Motor. Tendenz weiter steigend.

diagramm lastenrad verkaufszahlen deutschland

Die ZIV-Marktdaten liegen bezüglich Cargobikes etwas unter dem Ergebnis der 1. European Cargo Bike Industry Survey vom Frühjahr 2020. In der anonymen europäischen Umfrage schätzten 38 Cargobike-Hersteller, dass ihr Absatz an Cargobikes in ganz Europe 2020 um 53 Prozent steigen werde. 16 der 38 Hersteller gaben dabei Deutschland als ihren wichtigsten Markt in Europa an.

Methodik, Zielgruppe und geographischer Schwerpunkt der europäischen Hersteller-Umfrage und der ZIV-Schätzung unterscheiden sich allerdings erheblich. Die ZIV-Pressemitteilung zum gesamten Fahrradmarkt 2020 ist unten dokumentiert.

Bei aller Freude über das andauernde rasante Wachstum des Cargobike-Marktes: Wegen der autofixierten Elektromobilitätsförderung der Bundesregierung wuchsen die Neuzulassungen von E-Autos 2020 noch deutlich schneller als die Verkäufe von E-Lastenrädern. Nämlich um 207 Prozent auf insgesamt 194.163 vollelektrische Autos. 2018 hatten die E-Lastenräder gegenüber den E-Autos noch die Nase vorne.

Doch dann kam die bundesweite Kaufprämie für private E-Autos: Antriebswende statt Verkehrswende!

Lange hat es gedauert bis die Bundesregierung am 1. März 2021 auch eine bundesweite Kaufprämie für alle gewerblichen E-Lastenräder eingeführt hat. Doch private Cargobikes gehen weiter leer aus. Anders in Österreich: Hier gibt es bundesweit 1.000 Euro Zuschuss für private wie gewerbliche Cargobikes – egal ob mit oder ohne E.

Wie gut, dass im September Bundestagswahlen sind! Wir fordern Verkehrswende statt Antriebswende: 25 Prozent Kaufprämie für alle Cargobikes & 100 Million Euro für ein Bundesprogramm Cargobike-Sharing! Wer macht mit?


Hintergrund

Dokumentation: ZIV-Pressemitteilung


Zahlen – Daten – Fakten zum deutschen Fahrrad- und E-Bike-Markt 2020
Fahrradindustrie mit Rückenwind – Großes Wachstum bei Absatz und Umsatz

Berlin, 10. März 2021

Die SARS-COV-2-Pandemie bestimmte im Jahr 2020 das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland und auf der ganzen Welt und beeinflusste auch die deutsche Fahrrad- und E-Bike-Industrie signifikant.

Die Herausforderungen für Hersteller und Fahrradhandel waren gewaltig vor dem Hintergrund von Shutdowns, gestörten Lieferketten, Ladenschließungen, Hygieneauflagen und beispielloser Nachfrage.

Bereits in den vergangenen Jahren konnte sich die Branche über ein dynamisches Wachstum freuen. Es zeigte sich wiederum, dass Fahrräder und E-Bikes in Deutschland nicht nur äußerst beliebt sind; sie können als Garant für infektionssichere Alltagsmobilität und somit systemrelevant angesehen werden.

Zweiräder, mit und ohne elektrischen Antrieb, waren und sind die Verkehrsmittel der Stunde und konnten von der beispiellosen Situation des vergangenen Jahres stark profitieren.

Die Wirtschaftsdaten der deutschen Fahrradindustrie für das Jahr 2020 hier in Kürze:

  • Der Absatz (in Stück) an Fahrrädern und E-Bikes lag 2020 mit 5,04 Mio. Einheiten um +16,9% über Vorjahr
  • Der anteilige E-Bikes Absatz von 1,95 Mio. Stück am Gesamtabsatz betrug 38,7%
  • Im Jahre 2020 wurden 43,4 % mehr E-Bikes verkauft als im Jahre 2019
  • Der Umsatz (in Euro) mit Fahrrädern und E-Bikes erreichte im Jahre 2020 den Wert von 6,44 Mrd. Euro, einem Plus von 60,9% zum Jahr 2019
  • Zusammen mit dem Komponenten- und Zubehörbereich ergibt sich über alle Vertriebswege ein Umsatz-Volumen von annähernd 10 Mrd. Euro
  • Der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad (inkl. E-Bikes) lag in 2020 bei 1.279,- Euro und wird von dem hohen E-Bike-Anteil dominiert

Das hohe Qualitäts- und Sicherheitsbewusstsein der Kunden sorgt dafür, dass Fahrräder und E-Bikes in immer höherer Güte und Ausstattung gekauft werden.2

Hohe Modellvielfalt in allen Produktkategorien, herausragendes Design, innovative Weiterentwicklung in der Antriebs- und Batterietechnologie, bspw. die Integration der Batterie in den Fahrrad-Rahmen, und deutlich größere Nutzungsmöglichkeiten sind als Hintergründe für den Boom der E-Bike Nachfrage zu sehen.

Die Geschäftsmodelle Bike-Leasing und Bike-Sharing erfreuen sich wachsendem Zuspruch. Insbesondere auch steuerliche Anreize bei der Anschaffung von E-Bikes bei gewerblicher (Lastenräder) und auch beruflicher Nutzung zeigen positive Auswirkungen.

  • Der Export von Fahrrädern und E-Bikes konnte 2020 um +7,9% auf 1,57 Mio. Stück gesteigert werden
  • Die E-Bike-Exporte allein erhöhten sich auf 0,61 Mio. Stück und lagen damit um +15% über Vorjahr

Der gesamte Fahrradbestand (inkl. E-Bikes) in Deutschland ist nach Einschätzung des ZIV in 2020 auf 79,1 Mio. Stück angewachsen; darin enthalten sind ca. 7,1 Mio. E-Bikes.

Die Stückzahlen wuchsen in allen Modellgruppen mit Ausnahme von nicht elektrisch angetriebenen MTB, Holland- und Tourenrädern. Unverändert zum Vorjahr zeigten sich Kinderräder und Lastenräder.

Bei den E-Bikes lässt sich folgende Aufteilung festhalten: E-Trekking 35,5%, E-MTB 30%, E-City-/Urban 28%, E-Lastenräder 4%, E-Rennrad 0,5% und schnelle E-Bikes 0,5%. Signifikant wachsen konnte erneut die Modellgruppe E-MTB.

Mehr Detail-Informationen stehen auf der Website des ZIV in der Präsentation des Geschäftsführers unter ziv-zweirad.de/marktdaten/ zur Verfügung.

Das vergangene Jahr war beispiellos für die deutsche und internationale Fahrradindustrie sowie für die Fahrradwirtschaft insgesamt. Die Herausforderungen hätten größer nicht sein können. Dass Radfahren relevanter ist denn je, zeigte sich gerade während der Corona-Pandemie noch einmal sehr deutlich. Sowohl Fahrrad als auch E-Bike sind unverzichtbare Verkehrsmittel der heutigen Zeit und der Zukunft und bieten darüber hinaus infektionssichere, aktive und umweltschonende Mobilität. Ich bin zuversichtlich, dass diese Attribute zu einer nachhaltigen Entwicklung hin zu mehr Radverkehr führen.

Ernst Brust, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands zum deutschen Fahrradmarkt 2020

Der Zweirad-Industrie-Verband e.V. ist die nationale Interessenvertretung und Dienstleister der deutschen und internationalen Fahrradindustrie. Dazu gehören Hersteller und Importeure von Fahrrädern, E-Bikes, Komponenten und Zubehör.

(URL: https://www.ziv-zweirad.de/uploads/media/PM_2021_10.03._Fahrrad-_und_E-Bike_Markt_2020.pdf)


Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung des Projektes CityChangerCargoBike. Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 769086 finanziert.


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